Benzindruckerhöhung
Nachdem ein Anbieter sogenannter "Power-Boost-Ventile"
vor einigen Wochen ein Angebot ins Lotus-Elise-Forum geschrieben hat und von
vielen verspottet worden ist, habe ich mir Gedanken zur Wirksamkeit eines solchen
Bauteils gemacht. Der technische Hintergrund ist schnell erklärt. Es handelt
sich dabei um kaum mehr als einen Benzindruckregler, dessen Druck einstellbar
ist und der aufgrund seiner Konstruktion in der Lage ist, den gewünschten
Druck bei Volllast wesentlich schneller als ein herkömmlicher Regler aufzubauen.
Nun versprechen einige Anbieter nicht nur eine leicht
nachzuvollziehende Verbesserung des Ansprechverhaltens sondern auch eine merkliche
Leistungssteigerung durch Anfetten des Gemisches, indem der Druck höher
justiert wird. Doch wie soll das gehen, läuft nicht jeder modern geregelte
Motor immer schon mit optimalem Luft-Kraftstoffverhältniss, nämlich
mit Lambda=1 ? Würde nicht sogar die Motorsteuerung über die Lambdasonde
den Schwindel des höheren Drucks entdecken und die Einspritzzeit zurückregeln?
Die Antworten auf diese Fragen fand ich in Fachbüchern,
in meinen Vorlesungsunterlagen zum Fach Verbrennungskraftmaschinen und
im Gespräch mit Fachleuten. Obwohl ich mir ihrer sehr sicher bin, garantiere
ich jedoch nicht für ihre Richtigkeit, da es mir nicht möglich war,
MEMS (das Steuergerät desFs) komplett zu durchleuchten.
Es gibt drei Gründe, warum ich inzwischen zu dem
Schluß gekommen bin, daß so ein "Power-Boost-Valve" tatsächlich
eine Leistungssteigerung bewirken kann:
1) Der bezüglich der Leistung optimale Betriebszustand
eines konventionellen Ottomotors liegt bei Lambda= 0,85 bis 0,9.
Da die Katalysatoren heutiger Autos aber nur bei Lambda=1
optimal die Schadstoffe umwandeln können, fahren wir also grundsätzlich
zu mager, um das volle Potential unseres Motors ausschöpfen zu können.
2) Bei Volllast findet kein Abgleich mit der Lambdasonde
statt, d.h. die Einspritzmenge bzw. -dauer wird durch ein festes Kennfeld bestimmt
(abhängig von Drehzahl, Ansauglufttemperatur etc.), ohne daß kontrolliert
wird, ob das Luftverhältniss auch wirklich optimal ist. Da der Seriendruckregler
eine ungewöhnlich hohe Toleranz von +- 0,2 bar aufweist, ergibt sich damit
die Möglichkeit eines sehr ungünstigen Lamdawertes bei Vollgas. Positiv
ist daran jedoch, daß es uns tatsächlich die Möglichkeit gibt,
dem Motor einen höheren Benzindruck zugute kommen zu lassen, ohne, daß
es die Motorsteuerung merkt!
3) Der F besitzt keinen echten Luftmassenmesser,
zur Bestimmung der angesaugten Luft werden lediglich die Temperatur und der
Unterdruck im Saugrohr gemessen, woraus in Verbindung mit der jeweiligen Drehzahl
die Luftmasse berechnet wird. Es muß also im MEMS meiner Meinung nach
eine bestimmte Zuordnung "bei Vollast, der Drehzahl x, der Ansaugtemperatur
y gelangt z Luftmasse in den Motor" geben. Das hieße aber, daß die
verbesserte Luftzufuhr eines Sportluftfilters oder einer größeren
Drosselklappe überhaupt nicht registriert würde, d.h. es würde
auch dementsprechend nicht mehr Kraftstoff eingespritzt werden. Der Leistungszuwachs
solcher Maßnahmen wäre marginal und weit unter den Möglichkeiten.
Da ich eine deutliche Verbesserung der Fahrleistungen durch den Einbau eines solchen Druckreglers inzwischen durchaus für wahrscheinlich hielt, habe ich mich entschieden, es auf einen Versuch ankommen zu lassen.
Der Fahreindruck bestätigt dann auch prompt die theoretischen Überlegungen! Erstens bietet der Motor tatsächlich über den gesamten Drehzahlbereich ein spürbares Plus an Leistung (besonders aber ab 6500 U/min!), zweitens ist das Ansprechverhalten noch spontaner geworden, und drittens ist das leichte Volllastruckeln aus niedrigen Drehzahlen vollkommen verschwunden! Ich bin also absolut zufrieden mit dem Umbau.
Einbau Power-Boost-Valve bei MGF VVC
Den Umbau nur bei kaltem Motor vornehmen!
1. Motorraumgitter abnehmen und Motorabdeckung im Verdeckkasten ausbauen.
In Fahrtrichtung gesehen vorne links im Verdeckkasten ist außerdem noch
eine runde Abdeckplatte für die Benzinpumpe. Diese Abdeckung ebenfalls
demontieren.
2. Um den Benzindruck abzubauen den Stecker von der Benzinpumpe abziehen
und Motor starten. Nach einigen Sekunden stirbt der Motor ab, da er keinen Kraftstoff
mehr bekommt. Zündung wieder ausschalten.
3. Die zwei Befestigungsschrauben des Kühlwasserbehälters rausschrauben
und den Behälter behutsam nach links aus dem Arbeitsfeld heben. Die Kühlwasserleitungen
können aus ihren Kunststoffhalterungen genommen werden, um dies zu erleichtern.
4. Die Einspritzleiste liegt leider genau unter der Ansaugbrücke,
so daß das Entfernen des Serien-Benzindruckreglers eine ziemliche Fummelei
ist! Der Benzindruckregler liegt an der rechten Seite der Einspritzleiste und
wird durch eine Klemmring gesichert. Den gut zugänglichen Einrasthaken
mit einem geeigneten Schraubenzieher nach oben biegen. Den versteckten Einrasthaken
gegebenenfalls mit dem Schraubenzieher so gut es geht abheben und mit einer
Zange den Klemmring gegen den Uhrzeigersinn losdrehen, so daß man dann
den Druckregler herausziehen kann. Achtung: Hierbei tritt Benzin aus, also keine
brennenden Zigaretten o.ä. (Hallo Matthias ;-) )!
5. Den Unterdruckschlauch vom Benzindruckregler lösen.
6. Die zwei braunen Dichtringe aus der Halterung nehmen.
7. Die neuen Dichtringe des Adapterstücks gut fetten und Adapterstück
fest in den Sitz des alten Benzindruckreglers drücken. Achtung: Das Adapterstück
muß absolut perfekt sitzen, sonst kommt es zu Undichtigkeiten!!!
8. Das Adapterstück mit dem alten Klemmring wieder sichern (ggf.
vorher wieder passend hinbiegen).
9. Nun einen geeigneten Platz für das Power-Boost-Valve suchen.
Dieses kommt auch auf die Länge der mitgelieferten Schläuche an! Ein
Platz direkt an der Trennwand zum Kofferraum wäre von der Zugänglichkeit
zum Feineinstellen des Reglers optimal, jedoch müßte hierfür
wahrscheinlich ein weiteres Schlauchstück besorgt werden! Der im Bild gezeigte
Platz bietet sich als zweite Möglichkeit an, mit dem Vorteil, daß
das PBV nicht sofort sichtbar ist (TÜV!). Außerdem sind die Leitungen
so kürzer, was einen geringeren Strömungswiderstand zurfolge haben
dürfte!
10. An geeigneter Stelle Löcher zur Befestigung des PBV vorbohren.
11. Nun die Schlauchverbindungen organisieren. Dazu den alten Rücklaufschlauch
(dickerer Schlauch am Ende der Einspritzleiste in der Nähe des alten Benzindruckreglers)
von dem kleinen Rücklaufrohr unten lösen und blindlegen. Dieser Rücklaufschlauch
wird nicht mehr benutzt! Die Abdichtung des Ausgangs erfolgt durch das Adapterstück.
Den mitgelieferten Benzinschlauch in etwa halbieren und mit einer Hälfte
und zwei Schlauchschellen den unteren Ausgang des PBV mit dem Rücklaufrohr
verbinden. Ebenso den Ausgang des Adapterstücks mit dem seitlichen Einlass
des PBV verbinden. Bitte alle Verbindungen und Schlauchschellen auf absolut
festen Sitz prüfen!!!
12. Das Powerboost Valve an vorgesehener Stelle sicher mit dem Halteblech
festschrauben.
13. Nun den Unterdruckschlauch auf geeignete Länge kürzen und
vom Ausgang an der Einspritzleiste zum oberen Anschluß des PBV führen.
14. Alle Werkzeuge aus dem Arbeitsumfeld entfernen und nochmals alle
Anschlüsse auf festen Sitz prüfen. Dann den Benzinpumpenstecker wieder
anschließen und den Zündschlüssel so weit drehen, daß
die Benzinpumpe wieder Druck aufbaut, ohne den Motor zu starten. Alle Anschlüsse
auf Dichtigkeit untersuchen und ggf. nachbessern.
15. Motor starten und einen Moment laufen lassen.
16. Wenn alles dicht ist, den Wagen wieder fahrbereit machen und eine
Probefahrt vornehmen!
17. Gegebenenfalls Feinjustage des Reglers nach Anleitung des Herstellers!
2001 - 2008 Nikolaj Klingemann