Tiefbaß aus dem Nichts
Die neueste Car-Hifi-Entwicklung kommt aus der Erdbebenforschung - und klingt auch so :
Ein kleiner , handlicher Erdbebensimulator dessen tonnenschwerer größerer
Bruder ganze Hochhäuser zum Einsturz bewegt bringt die Autokarosserie
zum Mitschwingen , daß dem Baßfreak die Freudentränen
in den Augen stehen.
Bringt anstelle eines Subwoofers demnächst der unscheinbare Paraseat
den Tiefbaß ins Auto? Das wünscht sich zumindest der vom Schweizer
Unternehmen ACR vertriebene amerikanische Car-HiFi-Spezialist Emphaser
und erschien mit dem handtellergroßen „Spielzeug" in der Redaktion.
Die technischen Daten waren dazu geeignet, unter gestandenen HiFi-Technikern
zunächst einiges Gelächter und Kopfschütteln zu provozieren.
25 Watt an 4 Ohm im 950 Grammgehäuse? Na denn gut Baß!
Klang
Doch schon beim ersten Klangtest verging selbst den gestandensten HiFi-Technikern unter den Redakteuren urplötzlich das Lachen. Dieser Winzling von Paraseat (der Name muß wohl von Paradox oder Paranoia kommen) ist tatsächlich in der Lage , einem Automobil geradezu Freudensprünge zu entlocken.
Technik
Ein echter Subwoofer ist der Paraseat nicht , und das will er auch gar nicht sein. Während ein herkömmlicher Subwoofer die Lautsprecher unterstützt , indem seine Membran einfach tiefere Frequenzen an die Luft abgibt , verzichtet der Paraseat auf die Erzeugung von Luftschall. Statt dessen produziert er Körperschall . dessen Schwingungen sich über die Karosserie an den Fahrersitz übertragen. Diese Vibrationen sind beim herkömmlichen Subwoofer lediglich Begleiterscheinungen beim Paraseat jedoch das Funktionsprinzip , denn hörbar ist der Paraseat strenggenommen gar nicht , dafür aber fühlbar!
Anwendung
Da der Luftschall fehlt , klingt es auch ein wenig anders als bei einem
„richtigen" Subwoofer. Dennoch ist der Paraseat durchaus in der Lage 13er
und l6er Lautsprecher wirkungsvoll nach unten hin abzurunden. So kann er
bei preiswerten Car-HiFi-Anlagen den Subwoofer komplett ersetzen, falls
man auf seinen Kofferraum nicht verzichten mag oder ohnehin fast keinen
Kofferraum hat.
Bei aurwendigeren Installationen dient er als zusätzlicher Subwoofer,
der zum Beispiel dann immer noch Baß macht, wenn der Gehäusesubwoofer
zum Beladen des Autos herausgenommen wurde. Wenn Gehäusesubwoofer
und Paraseat zusammenwirken, bereitet das Ergebnis besonderen Hörspaß.
Installation
Der paarweise angebotene Paraseat ist pro Stück schon mit 25 Watt
zufrieden und verträgt auch nicht wesentlich mehr, so daß eine
kleine Endstufe völlig ausreicht. Eine Aktivweiche ist nicht zwingend
erforderlich, da der Frequenzgang ohnehin kaum 100 Hz überschreitet.
Wer seine „Parasiten" am Monoverstärker betreiben möchte, sollte
sie in Reihenschaltung (8 Ohm) betreiben und kann sie in vielen Fällen
dem 4-Ohm-Subwoofer parallelschalten. Die Anschlußmöglichkeit
klärt der Fachhändler.
Bei der Installation sind einige Feinheiten zu beachten. Der Paraseat
muß absolut waagerecht installiert werden, am besten unter den Sitzen
und mit Schraubverbindung zum Karosserieblech. Hierbei dürfen keine
fahrzeugtechnisch wichtigen Teile in Mitleidenschaft gezogen werden. Wer
den Paraseat auf dem Kofferraumboden installiert, erntet weniger Körper-,
aber dafür mehr Luftschall. In Erwägung gezogen werden kann dieser
Installationsort deshalb dank des sich ergebenden angenehmeren Klanges
für kleinere Anlagen mit gemäßigteren Abhörpegeln,
die ohne zusätzlichen Subwoofer auskommen müssen.
Fazit
Ein Allheilmittel ist der zum Paarpreis von 500,- DM erhältliche Emphaser Paraseat natürlich nicht. Als sinnvolle Ergänzung aufwendiger Car-HiFi-Anlagen, als Notlösung für Cabrios oder Kombis, als Einsteiger-Subwoofer unter Beibehalt des Kofferraums oder als zusätzliche Festinstallation bei herausnehmbarem Subwoofergehäuse ist er allerdings der Hit schlechthin!